DIE SÄKULARE ETHIK DES DALAI LAMA
Religion vergleicht der Dalai Lama mit Tee. Ethik mit Wasser. Man könne also ohne Religion, nicht aber ohne Ethik leben. Und eine Religion ohne Ethik sei nicht möglich.
Alle Glaubensrichtungen basieren für ihn letztendlich auf der jahrtausendealte indische Lehre von Ahimsa, jener Gewaltlosigkeit, wie sie Mahatma Gandhi verkörpert hat. Gewaltlosigkeit sei das Fundament jeglichen Zusammenlebens.
Dieses Bewusstsein für Ethik sei uns angeboren, während Religion ein Gut sei, das wir erwerben, und zwar je nach Kultur in unterschiedlichen Ausprägungen.
Der Dalai Lama glaubt nicht, dass Menschen von Natur aus gewalttätig, eigennützig oder aggressiv sind, sondern dass sie Nächstenliebe, Frieden und Harmonie bevorzugen.
Moderne neurobiologische Forschung zeige, sagt er, dass Menschen umso altruistischer handeln, je mehr sie glauben, dass andere Menschen dies auch tun.
Ziel seiner säkularen Ethik muss es daher sein, unsere Fähigkeit zu stärken, andere Menschen auf ihrem Weg zum Glück zu unterstützen und so das Leiden auf der Welt zu bekämpfen. Also den ersten Schritt zu tun. Auch hier zitiert der Dalai Lama Gandhis Leitmotiv: Sei der Wandel den du sehen möchtest! Wenn jeder "innerlich abrüste", werde es auch keine Kriege mehr geben.
Zu dieser Einsicht komme man weniger durch Beten als durch Meditation. Meditation helfe einem jeden zu erkennen, dass seine grössten Feinde seine besten Freunde werden können - durch Dialog, Offenheit und Mitgefühl. Während Gewalt nur neue Gewalt gebiert.
Gelesen im GEO 03/2017
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