Sonntag, 20. August 2017

Alternative Behandlung bei Krebs: Erfahre, wie Scott Binder seinen Krebs selbst heilte

Scott Binder erkrankte an Krebs - und heilte sich davon, ganz ohne Chemotherapie. Im Interview erzählt er uns davon, wie seine Heilmethode aussah.


Krebs ist eine der gefährlichsten Krankheiten unserer Zeit und sie scheint immer weiter verbreitet zu sein. Die Schulmedizin antwortet meist mit Operationen und aggressiver Chemotherapie auf die Bedrohung, doch viele Menschen wollen diese Therapieform nicht nutzen, da sie den Körper sehr schwächt. Auf der Suche nach alternativen Behandlungen trifft man immer wieder auf Erfahrungen wie die von Scott Binder, der seinen Krebs ohne Chemo besiegte. Bei uns erzählt er seine Geschichte.

Lieber Scott, du hast etwas erlebt, das die meisten Menschen nicht überleben: Du hast Krebs bekommen. Kannst du uns erzählen, wie du das erfahren hast?

Vor etwas über drei Jahren habe ich einen Knoten unterhalb meines Unterkiefers festgestellt. Damals habe ich einen Arzt in Berlin besucht, um untersuchen zu lassen, ob es sich vielleicht um Lymphdrüsenkrebs handelt. Die Testergebnisse waren negativ, der Knoten war nicht bösartig, doch der Arzt empfahl mir, ihn trotzdem entfernen zu lassen.

Ich entschied mich jedoch gegen eine Operation und wollte herausfinden, ob der Knoten nicht von alleine verschwinden würde, wenn ich Kaffee und Industriezucker vom Speiseplan strich. Ich wusste nicht, ob das helfen würde, wollte es aber gerne versuchen. Allerdings habe ich es nicht wirklich geschafft, meinen Konsum zu reduzieren, daher weiß ich auch nicht, ob es hätte funktionieren können.
Im Februar 2015 war der Knoten schließlich immer noch da, also entschloss ich mich, ihn noch einmal untersuchen zu lassen, diesmal in meiner Heimatstadt Seattle. Am 5. März 2015 wurde ich dann mit einer sehr seltenen Krebsart diagnostiziert, einem adenoid-zystischen Karziom. Das ist ein besonders bösartiger Tumor, der an verschiedenen Drüsen auftreten kann.
Die Ärzte fanden heraus, dass der Tumor schon in meinen Hals gestreut hatte und sie nahmen an, er würde bald auch in meine Brust streuen. Daher empfohlen sie eine vierwöchige Chemotherapie, Strahlentherapie und einen Brustscan. Ich habe beides abgelehnt und stattdessen einen Pfad der natürlichen Heilung eingeschlagen.
Später fand ich durch die Arbeit mit einem Heilpraktiker heraus, dass der Krebs tatsächlich bis in die Brust gestreut hatte.
Was hast du getan, als du deine Diagnose erhalten hast?
Mein erster Schritt war, meine Ernährung umzustellen: Ich aß nur noch vegan. Schon vor meiner endgültigen Diagnose hatten die Ärzte befürchtet, dass ich vielleicht Krebs haben könnte. Ich hatte mich daher bereits im Vorfeld über alternative Heilmethoden informiert und habe viel über Menschen gelesen, die ihren Krebs nur durch die Ernährung geheilt haben. Als ich das erfuhr, wusste ich, dass eine Ernährungsumstellung der erste Schritt sein muss.
Eine meiner wichtigsten Informationsquellen ganz am Anfang meiner Reise war die Website www.chrisbeatcancer.com. Diese Seite ist voll von Beispielen inspirierender Personen und ihrer Geschichten, wie sie Krebs durch natürliche Heilmethoden und die Ernährung besiegt haben. Diese Erfolgsgeschichten zu lesen bestärkte mich in meinem Entschluss und gab mir das nötige Vertrauen, es zu wagen, nicht den traditionellen Weg einzuschlagen.
Ein paar Tage nach meiner Diagnose erzählte mir dann ein Freund von der Gerson-Therapie, einer natürlichen Krebsbehandlung, die in den 30ern von einem deutschen Arzt entwickelt wurde. Ich recherchierte eine Weile zu dieser Methode und beschloss dann, mich in ein Heilungszentrum in Arizona zu begeben, das diese Therapie anbietet.
Die Schulmedizin lehrt uns, dass Krebs oft unheilbar ist und der einzige Weg, ihn zu schlagen, in der Chemotherapie liege. Wie bist du damit umgegangen?
Ich wurde dazu erzogen, zu glauben, dass alles möglich ist, wenn ich es nur erreichen will. Natürlich wurde mir auch beigebracht, dass die Schulmedizin sehr wichtig ist, sie ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, den Körper zu heilen. Obwohl die Ärzte mir zu einer Chemotherapie und zu Strahlentherapie rieten, wusste ich, dass es einen anderen Weg geben musste, der meinem Körper nicht seinerseits schaden würde.
Wie hat die Diagnose dein Leben verändert?
Es rettete mein Leben! Mit dieser lebensbedrohlichen Situation konfrontiert zu werden half mir, zu erkennen, was wirklich wichtig im Leben ist. Das erste, was mir in den Sinn kam, waren meine Familie, eines Tages ein Vater sein zu können, meine Liebe zur Natur und das tun zu können, was ich liebe. Das sind die Dinge, die mir am wichtigsten sind.
Den ganzen Rest, darauf kann ich verzichten. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen: Immer recht zu haben, mich über Kleinigkeiten aufzuregen, Machtkämpfe in der Beziehung oder meine Sturheit in manchen Ansichten, die ich hatte. Zeit damit zu verschwenden, Dinge zu tun, die gar nicht meinem Wesen, meinem Kern, entsprechen. Das alles verlor seinen Wert. Durch die Diagnose schien ein Licht auf das Essentielle in meinem Leben und das half mir, all die kleinen, unwichtigen Dinge loszulassen, über die man sich so oft ärgert.
Du hast also mit einer alternativen, veganen Heilmethode begonnen. Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen, wie diese aussah?
Ich begann mit der Gerson-Therapie, eine Krebsbehandlung, die auf strikter veganer und salzarmer Diät beruht. Ich durfte auch keinerlei Industriezucker zu mir nehmen, ebensowenig wie Brot. Der Essenplan ist wirklich sehr strikt. Zusätzlich zu meinen veganen Mahlzeiten trank ich jeden Tag 5 Liter frisch gepressten Karottensaft, sowie vier weitere Gläser grüne Säfte. Ein weiterer Bestandteil der Gerson-Therapie sind Kaffee-Einläufe. Am Anfang habe ich fünf Kaffee-Einläufe pro Tag bekommen, mit der Zeit wurden es dann weniger, bis es schließlich nur noch einer pro Tag war. Mittlerweile mache ich einfach jede Woche ein paar. Ich habe auch zusätzliche Vitamine genommen, am Anfang zum Beispiel größere Dosierungen von Vitamin B12.
Nach einigen Monaten Therapie versuchte ich dann noch etwas neues. Zusammen mit meiner Freundin Melissa und der ayurvedischen Ernährungsberaterin Julia, der Eigentümerin von Rolling Tiger in Berlin, kombinierten wir die Gerson-Therapie mit den Lehren des Ayurveda. Im Oktober machte ich dann die intensivste Detox-Kur, die es im Ayurveda gibt, Panchakarma.
Viele Menschen sind skeptisch, wenn es darum geht, Krebs durch die Ernährung zu heilen. Was würdest du ihnen sagen? Wie kann das überhaupt funktionieren? Und wie gut sind die Chancen?
Es gibt immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen, dass pflanzliche Ernährung viele Krankheiten stoppen und heilen kann, zum Beispiel auch starke Herzkrankheiten oder Autoimmunerkrankungen. Ich habe gelernt, dass das, was wir essen, einen großen Einfluss auf unseren Körper hat. Die vegane Ernährung hilft dem Körper dabei, das Immunsystem wieder aufzubauen und zu stärken, damit es den Krebs bekämpfen kann.
Das erste Buch, das ich während meiner Krankheit gelesen habe, war “The China Study”. Das Buch illustriert die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung sehr genau. Es gibt eine große Diskussion zwischen denen, die eine vegane Ernährung befürworten, und denen, die meinen, dass eine ausgeglichene Mischkost genauso funktioniert, solange das Fleisch, das man isst, von Weidetieren kommt und Bioqualität hat. Aus dieser Diskussion halte ich mich aber raus, ich kann bei beiden Wegen Vorteile sehen.
Ich kann nur sagen, dass ich mich fantastisch gefühlt habe, als ich mich vegan ernährte. Und ich glaube, dass meine Ernährung eine sehr große Rolle in meiner Heilung gespielt hat.
Es gibt so viele verschiedene Meinungen, wie eine gesunde Ernährung auszusehen hat. Dazu habe ich zu sagen: Wenn jemand Krebs hat, ist seine Ernährung ein ganz entscheidender Faktor für die Genesung. Wir sind alle so unglaublich unterschiedlich, daher glaube ich, dass es am besten ist, wenn jeder einzelne sich umfassend informiert und sich dann entscheidet, was das beste für ihn persönlich ist. Im Moment lebe ich nicht mehr komplett vegan, überlege aber, wieder dorthin zurückzukehren, weil ich mich in dieser Zeit so voller Energie gefühlt habe.
Was hast du zusätzlich du deiner Ernährungsumstellung noch getan?
Am fünften Mai startete ich einen zehntägigen Vipassana Meditations Kurs. Während dieses Kurses haben wir etwa acht Stunden pro Tag meditiert und durften mit niemandem reden. Als ich nach dem Kurs wieder nach Hause kam, habe ich dort jeden Tag zwei Stunden meditiert, bis in den Juli hinein. Ende Juli bin ich dann zu meiner regulären Meditationspraxis zurückgekehrt.
Ich habe mir jeden Tag vorgestellt, wie es wäre, keinen Krebs zu haben, zum Beispiel während eines Spazierganges oder während eines meiner Einläufe. Ich stellte mir bildlich vor, wie ich älter wurde, wie meine Tochter mich in meinem Haus besuchen kam. Im Moment habe ich zwar noch gar keine Kinder, ich stellte mir vor, welche Erfahrungen ich in der Zukunft noch machen wollte.
Und ich nahm den Krebs als Teil von mir an, anstatt ihn als den Feind zu betrachten, den man bekämpfen muss. Krebs entsteht, weil einige Zellen ihre Arbeit nicht mehr richtig machen, Amok laufen und unseren Körper attackieren. Ich wollte diese Zellen daran erinnern, wer sie sind, damit sie aufhören, mein System anzugreifen.
Ich nahm außerdem an zwei Ayahuasca Zeremonien teil, einmal am 6. Juli und einmal am 24. September. Ayahuasca ist eine bewusstseinerweiterne Pflanze, aus der man Tee machen kann. Viele Menschen nutzen sie für spirituelle Reisen um Einblicke in ihr Leben zu bekommen. In Südamerika werden sie schon seit Jahrhunderten zur Heilung von Krankheiten verwendet.
Ich hatte schon seit sieben Jahren mit dem Gedanken gespielt, Ayahuasca einmal auszuprobieren, mich jedoch immer dagegen entschieden, da ich in der Vergangenheit Drogenprobleme hatte. Ich hatte Bedenken, die Substanz zu nehmen. Als ein Freund mit erzählte, dass manche Menschen es nutzen, um Krebs zu heilen, zögerte ich jedoch nicht mehr. Mein Leben stand auf dem Spiel und ich war bereit, einfach alles zu versuchen. Was ich über Ayahuasca sagen kann, ist, dass es eine der teifgreifendsten Erfahrungen war, die ich in meinem Leben gemacht habe. Es hat mir einige sehr wichtige Einsichten für meinen Heilungsweg mitgegeben.
Und das beste daran: Es hat funktioniert, du bist geheilt! Das ist fantastisch und wir freuen uns wirklich sehr für dich! Hast du nun eine andere Sicht auf dein Leben, als vor deiner Krankheit? Ist das Leben für dich zu einem Wunder geworden?
Vielen Dank! Ja, meine Sicht auf mein Leben hat sich geändert. Ich bin mitfühlender geworden, sowohl mir selbst als auch anderen gegenüber. Und ja, ich sehe das Leben nun definitiv als ein Wunder an. Ich bin so dankbar, am leben zu sein. Ich mache mir keine Gedanken mehr darüber, wie ich auf andere wirke, ob jemand mich mag oder nicht. Mir ist es wichtig, authentisch zu sein, meine Wahrheit zu sagen und sowohl verletzlich, als auch offen zu sein.
Früher habe ich versucht, mich davor zu schützen, verletzt zu werden, jetzt ist es mir gerade wichtig, verletzlich zu sein, denn dafür sind wir hier: Um tiefe Emotionen zu erleben und auch auch auszudrücken. Ich war früher auch nahezu besessen davon, meine Ziele zu erreichen und Erfolg zu haben. Es ist nicht so, als hätte ich jetzt keine Ziele mehr, aber ich vertraue darauf, dass das Leben mit genau dahin bringen wird, wo ich sein muss. Wo auch immer das ist. Heute ist für mich das wichtigste, einfach ich selbst zu sein und das Leben mit einem offenen Herzen zu leben.
Welchen Rat würdest du anderen Menschen geben, die an Krebs leiden?
Dass sie ihn auch mit natürlichen Heilmethoden besiegen können und dass ihr Krebs ihnen helfen kann, das Leben zu führen, für das sie bestimmt sind. Ich glaube, dass wir Krebs bekommen, weil etwas in unserem Inneren und in unserem Leben aus der Balance geraten ist. Ich schreibe gerade an einem Buch mit dem Titel “Krebs hat mein Leben gerettet”, in dem ich darlege, wie Krebs tatsächlich sein Segen sein kann, wenn derjenige, der die Diagnose erhält, bereit dazu ist, sein Leben radikal zu ändern, um eine Balance von Körper, Geist und Seele zu erreichen.
Und was können wir alle von deiner unglaublichen, aber auch tragischen Reise lernen?
Manchmal kann auch aus der tiefsten Dunkelheit Schönheit entstehen. An diesen Orten können wir reine, pure Liebe finden. Oft entpuppen sich gerade die Zeiten im Leben, die auf den ersten Blick wie eine Katastrophe aussehen, hinterher als ein Geschenk. Der Krebs hat mein Leben gerettet, denn er hat mir gezeigt, was mir wirklich wichtig ist. Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, dann erkenne ich, dass es auf meiner Reise um mehr als nur mein Leben ging. Es ging um die Bedeutung des Lebens an sich und das gilt für jeden von uns.
Zwei Tage nach meiner Diagnose starb ein guter Freund von mir und vier Wochen später starb mein bester Freund. Es gibt keine Worte, um die Trauer zu beschreiben, die ich fühlte. Der Schmerz und die Trauer, vor allem für meinen besten Freund, werden für immer ein Teil von mir bleiben. Und es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, dass ich gerade eine wichtige Lektion über Leben und Tod erhielt, über die Vergänglichkeit unserer Existenz.
Gleich zwei Menschen zu verlieren, die so eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hatten und gleichzeitig selbst mit einer lebensbedrohlichen Situation konfrontiert zu sein, hat mich gelehrt, dass wir wirklich nicht wissen, wann unser Leben endet. Es spielt keine Rolle, wer wir sind, es kann jeden Augenblick passieren. Dass wir jetzt gerade am Leben sind, ist ein Geschenk, denn morgen sind wir vielleicht schon nicht mehr da.
Deshalb ist es so wichtig, das zu tun, was wir lieben und zu sein, wer wir wirklich sind. Wir sollten uns nur mit den Menschen umgeben, die uns verstehen und so akzeptieren, wie wir sind. Das Leben ist zu kurz, um es mit Dingen oder Personen zu verschwenden, die unsere Seele nicht erfüllen.
Die Fragen stellte: Manuela Hartung
Scott Binder stammt aus Seattle, lebt jedoch schon seit 5 Jahren in Berlin. Scott ist Musiker, DJ, Autor und gibt Workshops.
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